Über Forstästhetik und Forstwirtschaft

Dass Bad Nauheim der Gesundheit gut tut, dafür sorgten schon unsere Altvorderen. Denn hier fand man bereits vor über hundert Jahren die Spitzenmedizin der damaligen Zeit, Gastgeber auf höchstem Niveau und intakte Natur. Als wichtige Ressource neben der ärztlichen Heilkunst durch Bad und Sole wurde der Natur- und Lebensraum Wald gesehen.

So kam es schon Anfang des vergangenen Jahrhunderts zur Anlage des Waldparks. Zwischen den beiden Weltkriegen wurde dieser durch die Skiwiese, das Anpflanzen bestimmter Baum- und Straucharten an den Waldrändern sowie den Bau der Schutzhütten und Terrainwege gartenkünstlerisch weiter ausgestaltet.

Der Waldpark war nicht nur dem Adel und vermögenden Kurgästen, sondern auch weniger betuchten Menschen zugänglich, die an den seinerzeit weit verbreiteten Herz- und Lungenkrankheiten litten. Damals wie heute wirken regelmäßiger Aufenthalt und sanfte Bewegung im Wald positiv auf Blutdruck, Lungenfunktion und Wohlbefinden, Stresssymptome verschwinden, Ruhe und Lebensgeister kehren zurück.

Mit dem Rückgang des klassischen Kurbetriebs im letzten Drittel des vorigen Jahrhunderts, hatte im Waldpark eher die Forstwirtschaft Vorrang vor der Forstästhetik. Genau darum ging es beim fast dreistündigen gemeinsamen Waldspaziergang von Hessenforst und BI Waldpark Skiwiese am vorvergangenen Montag, dem 29. Juni: Wie kann man die gartenkünstlerische Gestaltung wieder mehr in den Vordergrund rücken? Wie kann im Waldpark — heute im Besitz von Stadt und Land Hessen — das ursprüngliche Gesamt-Kulturdenkmal wieder erstehen?

  • Längs der sogenannten „Rundfahrt“ wurden vor einigen Jahren so viele Eichen entnommen, dass man heute den ursprünglichen Alleen-Charakter kaum mehr erkennen kann. Hessenforst und BI suchten gemeinsam nach geeigneten Stellen entlang der Rundfahrt, an denen durch Anpflanzung von Jungeichen versucht werden soll, die Allee in Zukunft wieder sichtbar zu machen. Die BI ist bereit, aus ihrem Spendenbudget die erforderlichen Mittel für Anpflanzung und anfängliche Pflege der Jungbäume zu finanzieren.
  • Auf einem der alte Terrainwege nahe der Thaler-Hütte liegt seit einigen Monaten Krone und Astwerk eines Baumes. Der ursprüngliche Weg ist kaum mehr zu erkennen, es hat sich bereits eine weiträumige „Umleitung“ getreten. Hessenforst wird dafür sorgen, dass diese charakteristisch bedeutsame Wegeverbindung wieder frei wird.
  • Einige Holzkäufer nutzen den Wald als kostenlose Lagerfläche. So kommt es zu unschönen Holzpoldern, die zum Teil schon Jahre bestehen. Häufig sind die Stämme zwischen gesunden Bäumen hoch aufgeschichtet und beschädigen so deren Rinde. Die BI regt an, dass Hessenforst die Käufer erneut anspricht und darauf drängt, die Lagerflächen freizumachen.

Der Waldspaziergang von HessenForst und BI Waldpark Skiwiese bot viel Gelegenheit, die Sichtweise der jeweils anderen Seite wahrzunehmen und daraus Potentiale für die zukünftige Kooperation zugunsten des Bad Nauheimer Waldparks zu entwickeln. Beide Seiten sind sich einig, dass dieses Format bald fortgesetzt werden soll: Der nächste Waldspaziergang ist am 24. August 2020 geplant und wird sich vorrangig dem Gestaltungsmerkmal „Waldränder“ an der Skiwiese widmen.

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