Skiwiese

Die Skiwiese ist das Herzstück der denkmalgeschützten Bad Nauheimer Waldanlagen. Zwischen Donnersgraben und Frauenwald gelegen, erstreckt sie sich hangaufwärts bis zur Kammhöhe von Johannisberg und Nieder-Mörler Eichberg. Wege umrahmen und queren sie. Viele Bänke und zahlreiche Schutzhütten – die Aussichtstempel – laden zum Verweilen ein. Hier kann man spazieren gehen und die Aussicht genießen, die Seele baumeln lassen und so Erholung finden.

Die Skiwiese ist ein Stück Bad Nauheimer Identität. Generationen von Bad Nauheimern sind als Kinder hier Ski und Schlitten gefahren, haben Ostereier gesucht, ernste Gespräche geführt, Pläne geschmiedet und zarte Liebesbande geknüpft.

Die Skiwiese ist eine typische Salbei-Glatthaferwiese, eine Art von Magerwiesen, wie sie in Deutschland einst weit verbreitet waren. Heute zählt die Salbei-Glatthaferwiese zu den am stärksten gefährdeten Magerwiesen. Traditionell wurde die Skiwiese nicht gedüngt und einmal jährlich etwa Ende Juni gemäht. Das Heu eignete sich hervorragend als Pferdefutter. Erst in neuerer Zeit wurde auf der Wiese Kunstdünger eingesetzt, um Silofutter für Hochleistungsrinder zu ernten. Diese Art der Bewirtschaftung fördert die am schnellsten wachsenden Grasarten, die dann alle anderen Wiesenpflanzen verdrängen. Durch die frühere und häufigere Mahd kommen viele Wiesenblumen nicht mehr zur Blüte und können nicht aussamen. Hinzu kommen Beeinträchtigungen durch moderne Agrarmaschinen, die tiefe Spuren im feuchten Wiesenboden sowie Abrieb der Wiesenvegetation beim Wenden der Fahrzeuge und im Bereich von Hängen hinterlassen. Die biologische Vielfalt schwindet, Ergebnis ist eine artenarme, ökologisch eher wertlose Grünfläche.

Als Teil der Bad Nauheimer Waldanlagen und Kulturdenkmal wird die Skiwiese seit 2018 durch ein Wald-Parkpflegewerk besonders geschützt. Durch eine veränderte Bewirtschaftung (weniger Dünger, zweischürige Mahd) hat die Vielfalt an Pflanzen und Insekten in den letzten Jahren bereits sichtbar zugenommen. Neben dem namensgebenden Wiesensalbei und Glatthafer wachsen unter anderem wieder die Aufrechte Trespe, Kleiner Wiesenknopf, Kriechender Günsel, Glockenblume, Hahnenfuß, Sauerampfer und verschiedene Kleearten. Es wimmelt von Wildbienen und Hummeln, der Boden ist besiedelt mit Käfern, Würmern und anderen Kleintieren. Trotzdem gibt es Verbesserungsbedarf: Dem Wald-Parkpflegewerk folgend, wäre ein kompletter Verzicht auf Düngung und die Begrenzung auf eine jährliche Mahd notwendig – beides ist noch nicht umgesetzt.

Die grundsätzlich positive Entwicklung zeigt jedoch, dass die menschengemachte Schädigung der Lebensräume für Pflanzen und Tiere umkehrbar ist. Wie bei allen natürlichen Vorgängen gilt aber auch hier, dass einer schnellen Zerstörung ein langdauernder Erholungsprozess folgt, der viel Geduld, Konsequenz, Aufmerksamkeit und Frustrationstoleranz erfordert.